Nach langem Warten ist es endlich soweit. Das erste eigene Pferd.
Nichtsahnend durchstöberte ich mal wieder das Internet, natürlich waren auch hier wieder Pferdeseiten mit dabei. Die standen bei mir nämlich an der Tagesordnung ganz oben.
Viele fragten mich immer nach dem Sinn dieser Aktion „Wieso schaust du dir Verkaufsanzeigen an, wenn du dir sowieso kein Pferd kaufen wirst?“
Jaja diese Sprüche hören Pferdemädels zu genüge. Einen wirklichen Grund, kann ich aber auch nicht nennen. Ich habe mir halt gerne ausgemalt, welches Pferd ich kaufen würde, wenn es denn endlich mal soweit wäre.
So wie Männer Autos vergleichen habe ich mir halt Pferde angesehen. Eigentlich war nichts dabei. Und gute 15 Jahre ist das ganze bestimmt auch gut gegangen. Doch wie sagt ein altes Sprichwort so schön?
„Wo die Liebe hinfällt…“
Ich sah die Anzeige von einem braunen, wuscheligen Pferd. Und ich wusste es sofort: „dieses oder keines“ und dann ging alles schnell. Innerhalb von 24 Stunden hatte ich mein erstes eigenes Pferd. Einen Hengst, 3-jährig, grade aus Spanien importiert, nicht geritten und nein natürlich auch nicht ansatzweise erzogen.
Da hatte ich ihn nun. Was ich dafür nicht hatte waren ein Stall, Zubehör oder auch nur ansatzweise Ahnung, was ich mit einem Hengst anstellen sollte.
Aber wo ein Problem ist gibt es auch mindestens eine Lösung. Also war das Problem mit dem Hengst schnell behoben. Meine Freundin beschloss einen Offenstall zu übernehmen und so stellte sich das Schicksal auf unsere Seite. Man kann ja auch mal Glück haben im Leben. Und so nahm unsere Geschichte ihren Lauf.
Warum ich mich gerade für den Offenstall entschieden haben? Natürlich habe ich nicht den Luxus mein Pferd sauber und trocken aus dem Stall zu holen, sofort loszulegen und es dann wieder wegzustellen, mit der Gewissheit, dass es am nächsten Tag immer noch schön sauber ist. Nein das kann ich nicht. Brauch ich aber auch gar nicht, denn ich kann behaupten, dass mein Pferd ausgeglichen und glücklich ist, den ganzen Tag in seiner Herde steht und Bewegung hat, die frische Luft genießen und einfach Pferd sein kann. Und genau DAS ist für mich der wahre Luxus. Klar, es ist vorallem zur jetzigen Jahreszeit nicht immer einfach und ab und zu auch ziemlich nervig sich durch den Matschacker zu kämpfen, aber die Zufriedenheit in den Augen der Pferde macht dies auf Anhieb alles wieder gut. Wir haben super tolle, weitläufige Weiden, eine wetterfeste Weidehütte, falls es doch mal ein wenig unangenehmer werden sollte und Tränken, die im Sommer sogar als Pool verwendet werden können. Was will man mehr?
Jetzt aber weiter zur Geschichte.
Schnell stellte ich fest, ein eigenes Pferd ist doch etwas anderes als eine Reitbeteiligung. Auf einmal musste ich auch bei Regen und Sturm zum Stall, den Hufschmied selber zahlen oder die Erfahrung machen, dass es echt ärgerlich ist, wenn die Pferdedecke durch die Pferdekumpels einem Schweizer Käse glich.
Tendencioso.
So ist der Name meines Pferdes. Von allen aber nur Tendi genannt, weil es einfach zu lang ist, wenn er wieder einmal Blödsinn anstellt.
Blödsinn. Das ist genau das Thema. Soll mal einer sagen kleine Kinder wären anstrengend, der hat sich noch nie mit einem jungen Pferd beschäftigt.
Seine Ideen sind der Knaller. Oftmals bringt er mich zum Lachen und zur Weißglut zugleich. Er kennt mich genau. Und das hat nicht lange gedauert. Er weiß, wann ich eine Möhre verstecke (oder sogar 2), wenn ich schlechte Laune habe oder wenn ich eigentlich nur mal gaaanz kurz zum Stall kommen wollte. Ja vor allem für Zeitdruck und Stress hat er ein magisches Auge. Dann lässt er sich nämlich nicht einfangen, hampelt beim putzen nur rum, schmeißt alles von der Boxenwand und ist beim reiten einfach nur ein Blödmann.
Tendi ähnelt auch eher einem Lama als einem spanischen stolzen Pferd. Das sagen zumindest immer alle. Vielleicht ist er aber auch eine Giraffe. Seinen Kopf kann er nämlich wunderbar so hoch strecken, dass keiner mehr heran kommt. Aber selbst, wenn er ein Alpaka, Bison oder Hirsch wäre, gäbe es auch hier die passende Lösung, um seine Wiese optimal einzuzäunen. Also kein Grund zum verzweifeln.
Aber all dem Ärger zu trotz, ist er das Beste was mir hätte passieren können. Und auch an schlechten Tagen, weiß ich, dass er es schafft mich aufzumuntern. Und oftmals sehe ich in seinem Verhalten mein Spiegelbild.